Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger dankte Weil zu Beginn des Plenums für die ausgezeichnete langjährige Zusammenarbeit und sein außerordentliches Engagement. In ihrer Würdigung hob sie seine Fähigkeit hervor, auch bei schwierigen Verhandlungen zu vermitteln und politische Lager zusammenzuführen, um bestmögliche Lösungen für Deutschland zu erzielen. Dies habe ihm über die Parteigrenzen hinaus große Anerkennung verschafft.
Rehlinger betonte auch, wie wichtig es für Weil stets gewesen sei, Politik bürgernah zu gestalten, um die Menschen in unserem Land, aber auch in Europa mitzunehmen. „Wir müssen wegkommen von einem Europa der Eliten, wir müssen hinkommen zu einem Europa der Bürgerinnen und Bürger“, zitierte sie aus einer Rede aus seiner Präsidentschaft.
Video: Würdigung von Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger
Einigkeit stärkt die Länder
Weil selbst bedankte sich für die Zusammenarbeit und zog kurz Bilanz: „Ich habe die Arbeit im Bundesrat immer als wirklich erfreulich empfunden, und zwar insbesondere dann, wenn wir uns einig gewesen sind. Wenn die Länder uneinig sind, dann haben sie keinen Einfluss. Wenn wir dagegen einig sind, dann haben wir jede Menge politisches Gewicht. Der gesunde Menschenverstand spricht also dafür, dass alle Länder sich so viel wie möglich darum bemühen, gemeinsame Positionen zu entwickeln und gegenüber dem Bund zu vertreten - das ist gut für jedes einzelne Land, aber auch für Deutschland insgesamt.“
Video: Redebeitrag von Ministerpräsident Stephan Weil
Ruf nach mehr Temperament
Für Heiterkeit sorgte Weil mit einer schmunzelnd vorgetragenen Kritik an den Gepflogenheiten im Bundesratsplenum: „An der einen oder anderen Stelle ist vielleicht über die ansehnlichen Ergebnisse, die wir erzielt haben, hinaus noch Luft nach oben: Es ist uns auch in den vergangenen zwölf Jahren nicht gelungen, ein wenig mehr Leben in diese Bude hereinzubringen - ich habe das nie verstanden!“.
Sowohl Weils letzte Rede als auch seine Würdigung durch die Bundesratspräsidentin wurde mit herzlichem Applaus bedacht - ein Zeichen der besonderen Wertschätzung in der für ihre sehr nüchterne Arbeitsweise bekannten Länderkammer, wo Beifallsbekundungen in der Tat eher unüblich sind.
Ministerpräsident und gleich an die Spitze des Bunderates

8. November 2013: Bundesratspräsident Stephan Weil nimmt vor der 916. Plenarsitzung Glückwünsche zum Amtsantritt als Bundesratspräsident entgegen
© Bundesrat | Frank Bräuer | 2013
Hochauflösendes Bild (zip, 1MB)Stephan Weil, Jahrgang 1958, war Oberbürgermeister von Hannover, bevor er im Februar 2013 zum Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen gewählt wurde. Nach nur neun Monaten im Amt wurde er Bundesratspräsident, als Niedersachsen turnusgemäß im November 2013 die Präsidentschaft von Baden-Württemberg übernahm. Als solcher besuchte er unter anderem Brasilien, Israel und Italien und den Vatikan.
Auch nach seiner Präsidentschaft brachte sich Weil bei vielen Debatten im Plenum ein. Er nahm an 89 Plenarsitzungen teil und ergriff über 30 Mal das Wort. Nach Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Winfried Kretschmann (Baden-Württemberg) ist er der drittdienstälteste Ministerpräsident.
Anfang April hatte Weil angekündigt, zum 20. Mai 2025 sein Amt als Ministerpräsident niederzulegen. An diesem Tag wählt der niedersächsische Landtag seinen Nachfolger. Damit scheidet Weil auch aus dem Bundesrat aus.