Ostdeutsche Moderne im Bundesrat Brandenburg zeigt Werke seines Landesmuseums für Moderne Kunst

Foto: v.l.n.r. Maler Klaus Killisch, Künstlerin Sabine Herrmann, Bundesratspräsident Dietmar Woidke und die Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst Ulrike Kremeier

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Malereien und Fotografien aus den 1970er bis 1990er Jahren von neun ostdeutschen Künstlerinnen und Künstlern sind derzeit im Bundesrat zu sehen. Bundesratspräsident Dietmar Woidke eröffnete am 14. Februar 2020 die Ausstellung "Eigen/Sinn", die einen Eindruck von der Kulturlandschaft des aktuellen Vorsitzlandes im Bundesrat vermittelt.

"Das Landesmuseum für Moderne Kunst gehört zu den angesehensten Kultureinrichtungen Brandenburgs", sagte Bundesratspräsident Dietmar Woidke bei der Eröffnung. "Dank seiner umfangreichen und hochwertigen Sammlung zählt es zu den renommiertesten Einrichtungen seiner Art in Deutschland."

Wichtiger Bestand ostdeutscher Kunst

Foto: Bundesratspräsident Dietmar Woidke bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung "Eigen/Sinn"

Bundesratspräsident Dietmar Woidke bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung "Eigen/Sinn"

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75 Prozent der Sammlung des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst umfassen Werke aus der ehemaligen DDR. Weitere zehn Prozent stammen aus der Zeit danach. Das Museum hat außerdem Kunstwerke der Nachkriegszeit in seinem Bestand, die eine Brücke zu den späteren Werken schlagen. "Ich bin sehr stolz, dass wir mit der Ausstellung "Eigen/Sinn" bedeutende Werke ostdeutscher Moderne im Bundesrat präsentieren können", sagte Woidke.

Foto: Ulrike Kremeier, Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst, bei ihrer Ansprache

Ulrike Kremeier, Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst, bei ihrer Ansprache

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Woidke weiter: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Kunst Menschen zusammenführt, Mut macht, aufeinander zuzugehen und auf diese Weise unser Miteinander stärkt." Im Bundesrat ausgestellt sind Bilder der Fotografinnen Helga Paris und Evelyn Richter, der Fotografen Manfred Paul und Ludwig Rauch, der Malerinnen Sabine Herrmann und Erika Stürmer-Alex, der Maler Klaus Killisch und Hans Ticha sowie des Bildhauers und Malers Trak Wendisch.

Der Figur auf der Spur

Foto: Mitarbeiter des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst beim Aufbau der Ausstellung "Eigen/Sinn"

Mitarbeiter des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst beim Aufbau der Ausstellung "Eigen/Sinn"

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Die Werke stellen alle eine Figur in den Mittelpunkt. Dabei erzeugen sie ein Spannungsfeld zwischen der abgebildeten Realität und dem imaginären Raum, den das Kunstwerk schafft.

Bilder von Hans Ticha bestechen oft durch ihre opulente Körperlichkeit und Leuchtkraft. So auch der "Der Klatscher": Er füllt in intensivem Rot einen Großteil des Bildes aus. Vor allem die zum Applaus zusammengeführten Hände erscheinen in der verzerrten Perspektive fast wie riesige Pranken. Schon der Titel erlaubt vor allem eine Assoziation: Die eines artigen Claqueurs, der politische Umstände nicht hinterfragt, sondern ihnen stumpf applaudiert.

Foto: Sabine Herrmann vor dem Bild "Berlin, Berlin I" von Trak Wendisch

Die Malerin Sabine Herrmann vor dem Bild "Berlin, Berlin I" von Trak Wendisch

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Die Figuren von Sabine Herrmann scheinen ihrem Betrachter bzw. ihrer Betrachterin aus dem Bild zu entschwinden: Durch ihre abstrakte, eher schemenhafte Darstellung.

In ihrem Bild "weggang von mir" ist die blass grüne Gestalt halb vom Zuschauer abgewandt, wirkt schüchtern und unsicher. Unterstützt wird der Eindruck durch die verwaschene Darstellung, eine breite Projektionsfläche für den Blick von außen.

Chronik des Alltags hinter dem Eisernen Vorhang

Foto: Mitarbeiter des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst beim Aufbau der Ausstellung "Eigen/Sinn"

Mitarbeiter des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst beim Aufbau der Ausstellung "Eigen/Sinn"

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Gerade die Fotografinnen und Fotografen waren auch Chronisten des Lebens in der DDR. Sowohl Ludwig Rauch auch als Helga Paris fotografierten Serien mit Motiven aus dem Arbeitsleben. Fotografiert auf der Straße, geht es bei den vier Bildern von Rauch um Menschen im Ruhestand. Im Titel der Bilder steht gleichwohl ihr einmal ausgeübter Beruf.

In ihrer Gesamtheit abgebildet, strahlen die Personen Würde und fast eine gewisse Trotzigkeit aus. Ihre stolzen Posen wirken wie ein Kontrast zu dem Verlust sozialer Relevanz nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben.

Foto: Ulrike Kremeier, Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst, vor den Bildern Ludwig Rauchs und einer Fotografier von Helga Paris (r.)

Ulrike Kremeier, Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst, vor den Bildern Ludwig Rauchs und einer Fotografier von Helga Paris (r.)

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Einen Trotz der anderer Art zeigt die Fotografie von Helga Paris: Zu sehen ist ein Punk. Sie fotografierte in den 80er Jahre eine ganze Serie mit Portraits dieser jungen Menschen und war überrascht von deren Zartheit, die mit ihrem scheinbar harten Äußeren kollidierte. Auch die Fotografin von Evelyn Richter stehen für einen sozialdokumentarischen Stil, der seine Motive nicht glorifizierte. Ihre Bilder zeigen in eindringlicher Schlichtheit einen unverstellten Augenblick.

Nicht immer war das Dokumentieren des Alltagslebens vom Staat gern gesehen. Darauf bezieht sich auch teilweise der Titel "Eigen/Sinn". Den musste man mitbringen, wollte man in der DDR Kunst jenseits des Mainstreams machen. Das Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst hat bewusst keine Werke des Sozialistischen Realismus in seinem Bestand, dem damaligen offiziellen Kunststil des Ostblocks.

Die Intimität des Bildausschnitts

Foto: Fotografien von Manfred Paul warten darauf, aufgehangen zu werden - im Hintergrund: Sabine Herrmanns "weggang von mir"

Fotografien von Manfred Paul warten darauf, aufgehangen zu werden - im Hintergrund: Sabine Herrmanns "weggang von mir"

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Manfred Paul wiederum fotografierte die Mauer in den Jahren 1989 und 1990 - sowohl ihre Präsenz als auch ihr Verschwinden. Beeindruckend sind seine Aufnahmen aus der Nacht des Mauerfalls. Die Ausstellung im Bundesrat zeigt Bilder seiner Serie "En passant": Zu sehen sind weibliche Beine und Hände. Aus den Bildern spricht Intimität, die Person, ihre soziale Stellung und Situation lassen sich vielleicht erahnen.

Die Kunst des Bundesratsvorsitzes

Foto: Bundesratspräsident Dietmar Woidke im Gespräch mit dem Maler Klaus Killisch und der Künstlerin Sabine Herrmann

Bundesratspräsident Dietmar Woidke im Gespräch mit dem Maler Klaus Killisch und der Künstlerin Sabine Herrmann

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Traditionell präsentieren zahlreiche Länder während ihrer Bundesratspräsidentschaft heimische Kunst im Gebäude der Länderkammer. Mal sind es Einzelausstellungen, wie im Fall des Kieler Künstlers Peter Nagel, der den Schleswig-Holsteinischen Vorsitz begleitete, oder der Fotoausstellung Görlitz von Prof. Jörg Schöner in Sächsischer Präsidentschaft.

Mal sind es Sammelausstellungen, wie die Präsentation der Documenta Kassel zur Hessischen oder des Berliner Kunstvereins während der Berliner Präsidentschaft. Damit findet nicht nur die politische, sondern auch die künstlerische Vielfalt der Länder ihren Einzug in den Bundesrat.

Stand 19.02.2020

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